Streuobstwiesen sind ein hessisches Kulturgut. Sie stammen aus den Zeiten, in denen man noch nicht im Supermarkt um die Ecke für kleines Geld eine riesige Auswahl an Lebensmitteln aus aller Herren Länder zur Verfügung hatte. Für Lebensmittel musste von der normalen Bevölkerung ein sehr viel höherer Anteil des Einkommens ausgegeben werden als heute. In ländlichen Gebieten war man daher bestrebt zumindest ein Teil der Nahrung selbst herzustellen.
Streuobstwiesen waren neben Gärten für Gemüse und Feldern für Getreide und Kartoffeln ein wichtiges Standbein der Versorgung. Sie konnten doppelt genutzt werden, der untere Teil, die Wiese, wurde entweder beweidet oder es wurde Heu gewonnen. Damit wurden Stallkaninchen, Schafe und Ziegen oder auch die eine oder andere Kuh gefüttert und diente so letztlich der Gewinnung von Fleisch- und Milchprodukten. Der obere Teil waren dann Hochstammobstbäume für das Gewinnen von Obst zum Frischverzehr, für Gelee, Kuchen und Säfte und natürlich für das „Stöffsche“, den Apfelwein.
Durch diese Art der Bewirtschaftung hat sich ein extrem artenreicher Lebensraum entwickelt mit einer Vielzahl an Kleinsäugern, Amphibien und Reptilien, Vögeln und Insekten. Es handelt sich aber um einen von Menschen geschaffenen Lebensraum und dieser bedarf der regelmäßigen Pflege, da er ansonsten, durch Vernachlässigung, zerstört wird. Der Wiese droht Verbuschung und statt Blumen wuchern dann Brombeeren und die Spätblühende Traubenkirsche. Die Bäume vergreisen und sterben frühzeitig ab.
So stand auch im September und Oktober die Pflege des Baumpatengrundstücks an. Ein Schwerpunkt dabei war das Mähen der Wiese und das Abräumen des Mahdguts, wie es auch bei der herkömmlichen Bewirtschaftung der Fall war. Damit werden der Wiese Nährstoffe entzogen, da die größte Artenvielfalt auf nähstoffarmen Böden zu beobachten ist. Das Mulchen der Wiese würde zwar sehr viel schneller gehen, aber dabei werden die Pflanzen sehr klein geschreddert, alle Lebewesen getötet und das Mahdgut verrottet schnell und die Nährstoffe gelangen ebenfalls schnell wieder in den Boden. Damit wird vor allem das Wachstum von Gräsern gefördert, die zudem noch mastig wachsen können. Eine derartige Wiese ist sehr viel artenärmer.
Auch die Baumpflege wurde fortgeführt, durch Schneiden von Ästen und das Anlegen von Baumscheiben. Zum Schluss wurden mit Hilfe der Bufdis auch noch neue Bäumchen gepflanzt, die abgestorbene ersetzten sollen. Auch diese benötigen in den nächsten Jahren viel Pflege.
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