Am 5.4 ging es los. Gegen 7 Uhr, viel zu früh für Nachteulen, startete Ernst die Runde mit seinem Wagen, um alle Interessierten einzusammeln.
Vor Ort gesellten sich noch vier Personen hinzu: Ein Erwachsener, der auf den NABU aufmerksam geworden ist, in Begleitung von drei jungen Naturschützerinnen.
Das Wetter war wunderbar, es war noch etwas frisch am Morgen; aber ein strahlend blauer Himmel und eine immer kräftiger werdende Sonne lachte uns an.
Nach einer kleinen Plauder- und Vorstellungsrunde wurde unsere Gruppe aufgeteilt, um die Netze der Reihe nacheinander zu kontrollieren. Diese waren schon lange vor unsere Ankunft von den Aktiven der Beobachtungsstation aufgestellt worden und warteten auf die "Besucher".
Leider hat das schöne Wetter auch Nachteile: Bei strahlendem Sonnenschein werden die Netze für die Vögel sichtbarer, so dass sie diese meiden. Trotzdem hatten wir Glück: Ein paar Rotkehlchen, eine Mönchsgrasmücke sowie ein Heckenbraunelle waren in den Netzen zu finden und wurden fachkundig eingesammelt.
Die eingefangenen Vögel werden in kleine Stoffbeutelchen gepackt; somit ist es für die Tiere dunkel. Die meisten beruhigen sich dadurch und sind weniger gestresst.
Auf der Station selbst war schon alles vorbereitet: Jeder Vogel wurde bestimmt, auf das Alter geprüft, vorsichtig vermessen und gewogen.
Für die Unterscheidung zwischen Teich- und Sumpfrohrsänger werden bestimmte Merkmale am Flügel untersucht. Die Kerben und Abnutzungen am Flügel werden auch zur Bestimmung des Alters
benötigt.
Alles wurde im Protokoll festgehalten, dann rief einer der Beringer eine Nummer und der andere griff fachkundig einen neuen, passenden Ring, der behutsam am Bein des Vogels befestigt
wurde.
Einige Vögel hatten sogar schon einen Ring, hier wurden die Daten des "Wiederfangs" notiert.
Wenn man die Vögel vorsichtig an beiden Beinen unterhalb des Bauchs festhielt, konnte man sie sich noch mal ansehen. Die meisten Vögel - wie die Mönchsgrasmücke auf einem der Bild - schienen eher etwas benommen und hielten still, Meisen dagegen schlagen mit den Flügeln wie wild, wofür sie auch bekannt sind.
Eine Heckenbraunelle wurde sacht auf den Rücken gelegt, um zu demonstrieren, wie sie sich totstellte. Es genügte ein kleiner Stupser, sie drehte sich herum und flatterte davon.
Ich habe mich nicht getraut, einen der gefangenen Vögel festzuhalten. In der Hand eines Menschens wirkten sie noch zerbrechlicher.
Etwas ungewöhnlich ist die Methode, die Tiere kopfüber in eine Plastikröhre zu stecken- um diese Röhre dann auf die Waage zu stellen. Auch hier blieben die meisten Vögel ruhig. Nur eine Meise strampelte sich tatsächlich auf der anderen Seite der Röhre frei, sobald sie hochgehoben wurde, und entflog.
Nach zwei Durchgängen, etwas Kaffee und jede Menge Anekdoten von den Erfahrungen mit der Natur machten wir uns auf den Rückweg.
Es war ein schöner und spannender Ausflug, den ich jedem empfehlen kann.
Wer sich noch etwas mehr informieren möchte über die Beobachtungsstation und deren Aktionen, schaut auf die Webseite > Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain e.V. Frankfurt am Main
Text und Fotos: Ylva Spörle