Im Rahmen einer Vogelstimmenwanderung stellten wir im Frühjahr 2021 fest, dass im FFH-Gebiet Donsenhard bei Mühlheim an einigen Obstbäumen Steinkauzröhren hingen, die einen ziemlich vernachlässigten Eindruck machten. Es sah so aus, als hingen die dort schon Jahrzehnte, und dass sich seit vielen Jahren niemand mehr um sie kümmert.
Wir beschlossen daraufhin im Sommer mit Unterstützung des NABU-Kollegen Alexander Zaigler aus Hainburg eine gezielte Begehung des Areals durchzuführen. Dabei kontrollierten wir die vorhandenen Steinkauzröhren und Alexander zeigte uns wie man die Röhren fachgerecht mit Dachpappe ertüchtigt oder auch kleine Reparaturen durchführt. Bei dieser Durchsicht konnten wir zumindest einen gesicherten Nachweis führen.
Dieses Bild zeigt ein Gewölle des Steinkauzes, ein klarer Nachweis seines Vorkommens. Das Gewölle wird auch als Speiballen bezeichnet, weil es von der Eule herausgewürgt wird. Es besteht aus unverdaulichen Nahrungsresten. Der Vogel entledigt sich davon, um Platz zu schaffen für neue Beute.
Aufgenommen im August 2021 im "Donsenhard"
Ermutigt durch das Vorkommen des Steinkauzes im Donsenhard haben wir kalkuliert, dass auf dem etwa 13 ha grossen Areal mindestens 5 Steinkauzpaare ausreichend Nahrung finden. Es gab also Bedarf an Nisthilfen für wenigstens drei weitere Paare. Aus Ornikreisen konnten wir erfahren, dass ein Steinkauzpärchen wenigstens zwei Nistplätze benötigt, nämlich zur Jungenaufzucht und als Nahrungsdepot. Idealerweise sogar drei, weil das Männchen gerne mal "auswärts" übernachtet, um dem Familienstress zu entgehen. Der Bedarf an Niströhren belief sich daher auf 6 - 9 Stück.
Wir hatten grosses Glück, weil sowohl der NABU Kreisverband Offenbach als auch die UNB des Kreises Offenbach 2022 gerne bereit waren dieses Vorhaben mit jeweils 500 € zu fördern. Mit diesem Geld war es uns möglich im Nachgang insgesamt 8 Steinkauzröhren zu kaufen.
In der Zeit von März bis spätestens April muss der Vogel seinen Brutplatz gefunden und eingerichtet haben, denn dann beginnt seine Brutperiode.
Der natürliche Nistplatz von Steinkäuzen sind ausgefaulte Äste von Bäumen, aus denen sich kleine Höhlen gebildet haben. Leider gibt es die nur noch sehr selten. Die Bäume werden von uns Menschen "gepflegt" oder oft auch schon gefällt, bevor sich solche Höhlen überhaupt bilden können. Daher kann dem Steinkauz mit künstlichen Nisthilfen sehr geholfen werden.
Da sich in unserem Gebiet der Waschbär sehr stark ausgebreitet hat, haben wir uns beim Neukauf für Nisthilfen mit Marderschutz entschieden. Hier bietet die Firma Schwegler sehr hochwertige Röhren aus Holzbeton an. Hier sind alle drei verwendeten Nisthilfen von Schwegler im Vergleich.
Zusätzlich haben wir noch drei Holzkästen mit quadratischem Querschnitt und Marderschutz bestellt, Herkunftsland Polen. Diese Kästen waren deutlich günstiger und könnten den Eulen als Tageseinstand dienen.
Schwegler Röhre Typ 21 mit Marderschutz und Drainage im Detail
Schwegler Röhre Typ 20B mit Marderschutz und Belüftung im Detail
Da es im Sommer in den Röhren sehr heiß werden kann, ist diese Ausführung aufgrund der Belüftungsoption eine gute Wahl für sonnige Standorte.
Schwegler Röhre Typ 22 mit Marderabwehr durch Geruchsstoff und Teleskopstange im Detail
Die Röhre ist ideal geeignet zur Anbringung an Bäumen ohne waagrechte Äste. Durch die Teleskopstange gibt es immer eine Möglichkeit die Röhre auch horizontal sicher zu befestigen.
Nachteil: Die Marderabwehr erfolgt nicht mechanisch, sondern per Geruchsstoff. Der muss jährlich erneuert werden.
Insbesondere die "Röhren" polnischer Herkunft bedurften einer intensiveren Vorbereitung: sie mussten mit Dachpappe versehen werden, um ihre Witterungsbeständigkeit zu verbessern.
In einem weiteren Schritt wurden alle Röhren eindeutig gekennzeichnet. Dazu gab es entweder eine entsprechende Aufschrift per weisser Farbe und Pinsel oder ein Aluschildchen, mit Vereinsname und Kennung.
Das nächste Thema war die Frage des Einstreus: Sollte man welches anbieten oder brütet der Steinkauz sogar lieber auf dem nackten Boden? Hier gehen die Meinungen auseinander.
Wir haben es initial mit der von Schwegler mitgelieferten Holzwolle probiert (eine bodendeckende Schicht im hinteren Brutbereich von ca. 3 cm). Mittlerweile sind wir aber auf Anraten der erfahrenen Kollegen der Eulen-AG Groß-Gerau auf die unten abgebildete Pinienrinde umgestiegen.
Wir bringen das Mulchmaterial in die Röhre flächendeckend ein, Schichthöhe etwa 4 cm.
Pro Röhre macht das einen Verbrauch von ungefähr drei Litern.
Im September 2023 ging es dann daran die vorbereiteten Röhren an Ort und Stelle an geeigneten Stellen anzubringen. Dabei wurden wir von einem der Bundesfreiwilligen des Kreisverbandes, Rene, sehr hilfreich unterstützt. Die insgesamt 8 Röhren konnten wir zu Dritt in zwei Tagen aufhängen.
Die Dokumentation der Standorte und der zukünftigen Kontrollen der Niströhren haben wir mit der NABU Nistkasten-App vorgenommen. Diese Cloudlösung wurde von den Kollegen des Landesverbandes Baden-Württemberg entwickelt und ist für Android und iOS frei verfügbar. Wir sind gerade dabei unsere Nistkastenbestände damit zu digitalisieren.
Es bleibt zu hoffen, dass das Unterstützungsangebot der kleinen Eule im Donsenhard Früchte trägt und die Röhren über die Jahre auch angenommen werden. Die Erfahrung zeigt, dass es längere Zeit dauert, bis der Steinkauz wirklich "einzieht". Wir werden das genau im Blick behalten.
Text: G. Dettweiler; Bilder: © NABU Mühlheim und Offenbach