Im Juni 2021 fand sich in der Küche eines Wohnhauses in der Offenbacher Innenstadt ein sehr ungewöhnlicher Besucher ein: Ein Gartenschläfer! Gartenschläfer gehören wie auch Siebenschläfer und
Haselmaus zu den Bilchen und sind sehr selten und auch sehr bedroht. In Offenbach war das der erste Nachweis, der gemeldet wurde.
Natürlich konnte der Bilch nicht in der Küche bleiben. Die Bewohner überlegten, wie sie den überraschenden Besucher wieder aus der Wohnung in die Freiheit bewegen könnten. Sie erkundigten sich
schließlich bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Offenbach. Diese versuchte eine fachkundige Person zu ermitteln, die das Tier mit einer Lebendfalle einfangen könnte. Der Fang mit einer
Lebendfalle ist sehr stressig für einen Bilch. Aber Fangversuche mit der Hand sind kaum möglich und können für Bilch und Mensch zu Verletzungen führen, denn in Todesangst können Bilche auch
beißen. Für das Fangen und Aussetzen in der Natur ist darüber hinaus eine Genehmigung der jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörde erforderlich. Zu berücksichtigen war in diesem Fall auch,
dass gerade die Jungenaufzuchtszeit der Gartenschläfer ist. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem Besucher um ein Weibchen handelt, das in der Nähe ein Nest mit Jungen
versorgt.
Als am Abend noch keine Person gefunden war, die mit fachkundiger Anleitung eine Lebendfalle stellen konnte, überredete die Untere Naturschutzbehörde die Anwohner zu einem Versuch: Sie sollten in
der Küche das Fenster öffnen und eine möglichst unwiderstehliche Leckerei auf die Fensterbank draußen legen. So sollte dem Tier die Möglichkeit gegeben werden, die Wohnung über Nacht freiwillig
und ohne Fangen wieder zu verlassen. Und tatsächlich beobachteten die Anwohner nachdem sie das Küchenfenster geöffnet und mit leckerem Apfel
versehen hatten, noch am selben Abend wie der kleine Einbrecher die Wohnung verließ! So entstand auch das schöne Foto als Beweis. Der Gartenschläfer fand also selbst den Weg aus der Wohnung
heraus und hoffentlich zurück in sein Revier.
Der außergewöhnliche Fund des Gartenschläfers wurde bereits an das Projekt Gartenschläfer des BUND, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft gemeldet.
Falls Sie einen Gartenschläfer oder einen anderen Bilch sehen, bitte melden Sie diesen Fund auch an das Projekt. Das kann sehr wichtig sein, wenn es um den Schutz des Lebensraums der Tiere
geht.
Die Adresse ist: https://www.gartenschlaefer.de/.
Auch der BUND bittet um Meldung der Sichtung von Gartenschläfern (auch Siebenschläfer und Haselmaus) unter folgendem Link:
Text: Waltraud Huni, Bild: M. Doeppes
Am 11.8.2021 veröffentlichte die Offenbach-Post dazu auch einen Artikel.